Jan-Ulrich Schmidt (Janus) ist in Darmstadt geboren, lebt und arbeitet jedoch mittlerweile in der Schweiz. Sein Werk umfasst Malerei, Fotografie, Video und Plastik. Ihn treibt das Verlangen, hinter die bloße Erscheinung eines Kunstwerkes blicken zu wollen. Betrachtet man seine Werke, dann erscheinen sie als faszinierende Hybridwesen, die sich im Spannungsfeld verschiedener Erzählstränge und historischer Bezugspunkte bewegen, dabei aber doch stets eigenständig bleiben.
Schmidt interessiert auf den ersten Blick das Kunstpraktische, der Zusammenklang der eingesetzten malerischen Mittel. Ihm geht es um die Farbe, vornehmlich um deren Anteil an der Beschaffenheit eines Gemäldes, an dessen Ausstrahlung, der Stimmung, die es vermittelt und der Wirkung, die es auf den Betrachter hat.
Sieben Jahre lang übersetzte Jan-Ulrich Schmidt Reproduktionen der Bilder von Caspar David Friedrich in einen „Farbstreifencode“, um dessen Farbgebung zu entschlüsseln. Heute bedient er sich der Gemälde anderer Künstler. Es sind meist gegenständlich-figurative Arbeiten, darunter Werke von Caravaggio, Caspar David Friedrich, Monet, Picasso oder Jawlensky. Darüber hinaus sind es auch häufig Originalwerke bekannter oder unbekannter Künstler aus privaten Sammlungen, deren Motive und Farben Schmidt zur Übersetzung in ein Farbstreifenbild inspiriert.
Den "Übersetzungen" liegt die jeweilige Analyse der Farben im Ausgangsbild zugrunde. Die herausgefilterten Farben werden von Hand aus den jeweiligen Pigmenten nachgemischt und mittels einer selbst entwickelten Schütttechnik auf die Leinwände gebracht. Wenngleich die Streifenbilder auf den ersten Blick eine gewisse Präzision und den Einsatz von Pinsel oder sonstigen technischen Hilfsmittel vermuten lassen, so ist dies also weit gefehlt. Die von Janus eingesetzte Technik entspricht einer Version des Dripping, das einer amerikanischen Malereitradition entstammt. Hierbei läuft die Farbe die Leinwand hinunter, wobei die Linien nicht exakt verlaufen – der Zufall spielt eine wichtige Rolle. Die herunterfließende Farbe „schlingert“ bis zu 3 mm nach beiden Seiten. Das ist so gewünscht, denn Schmidt behauptet, exakte Linien seien tot. In einem sehr langwierigen Arbeitsprozess platziert er Linie für Linie nebeneinander, wobei die Farbe jeweils über den unteren Rand der Leinwand hinausläuft und mit deutlichen Spuren der Konzentration und Verdickung über den Bildträger hinauskragt. Es scheint, als sei sie noch flüssig und wolle weiter aus dem Bild heraustropfen. Dadurch erzeugen die Farbstreifen, trotz aller Statik die sie vermitteln, doch den Eindruck als blieben sie in Bewegung, im Fluss.
Die Impressionisten verwenden die Farbe, um die Erscheinung der Dinge wiederspiegeln zu können. Diese variieren je nach Tageszeit, Jahreszeit oder Lichteinfall. Die Farbe ist jeweils Ausdruck der Stimmung und der Impression des Augenblicks. Auch in den Werken von Jan-Ulrich Schmidt entwickeln einzelne Farben gemeinsam einen Klang und eine Stimmung. Doch anders als zum Beispiel Monet löst sich der Künstler nun gänzlich von der Gegenständlichkeit.
Deutlich wird der Wiedererkennungseffekt zum Ausgangswerk alleine über das verwendete Farbspektrum. Schmidt komponiert die aus dem Ausgangsmotiv extrahierten Farben neu auf der Leinwand. Die Farbstreifen orchestriert er nicht, wie zunächst zu vermuten wäre, nach ihrem statistischen Anteil in der Vorlage. Vielmehr findet der Künstler zu einem eigenen Farbklang, zu dem, was er „emotionaler Kern“ nennt.
Es entstehen Streifenbilder, deren Größe exakt die Größe des jeweiligen Ausgangsmotivs aufgreift. Die beiden Werke stehen im ständigen Dialog miteinander. Der Künstler zeigt deutlich, dass die Farben, die in seinen Bildern völlig von der narrativen Form losgelöst sind, beim Betrachter Stimmungen erzeugen, ihn einladen, sich in ihren Tiefen und Schwingungen zu verlieren. In der Gegenüberstellung unterschiedlicher Werke mit unterschiedlichem Farbklang wird die Kraft, die den Bildern eigen ist, besonders deutlich.
In den neueren Arbeiten collagiert Schmidt auch runde Farbscheiben, die aus getrockneter Farbe hergestellt oder Produkte ausgetanzter Leinwandteile sind. Hier spiegelt sich der Dialog von Strukturhaftigkeit und Strukturlosigkeit, von Ordnung schaffen und Ordnung ignorieren deutlich wieder. Wie auch in seinen Streifenbildern geht es um das Dekonstruieren des Bekannten und die Rekonstruktion des alten jedoch nach neuen Mustern, Regeln und Ordnungen.
Betrachtet man die Werke des Malers Jan-Ulrich Schmidt aus kunstgeschichtlicher Perspektive, dann erscheinen sie als faszinierende Hybridwesen, die sich im Spannungsfeld verschiedener Erzählstränge und historischer Bezugspunkte bewegen.
Ohne die Etablierung der abstrakten Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die den Befreiungsschlag vom Motiv errang und die Verwendung neuer Techniken eröffnete, wären die Streifenbilder jedoch nicht denkbar. So gesehen könnte man die Bilder Jan-Ulrich Schmidts als abstrakten Impressionismus bezeichnen.
Trotz ihrer geschichtlichen oder gerade wegen ihrer geschichtlichen Referenzialität nimmt Jan-Ulrich Schmidts Kunst eine autonome, zeitgenössische Position ein. Denn suchten Kunstschaffende wie Jackson Pollock noch nach dem Bruch mit der Historie, um etwas gänzlich Neues zu schaffen, so weiß Jan-Ulrich Schmidt um das Ende der großen Erzählungen und kann - post-postmodern sozusagen - die Kunstgeschichte als Bezugsrahmen nehmen. Das zeigt sich auch daran, dass er seine Streifengemälde meist neben Abbildungen der jeweiligen Vorbilder zeigt. Er enthält den Betrachterinnen und Betrachtern das Ausgangsmotiv also nicht vor. Und das ist ein bedeutsamer Aspekt. Denn seine Gemälde sind dadurch keine gegenstandslosen, abstrakten Malereien. Man darf sie nicht als Einzelwerk mit didaktischem Begleitmaterial betrachten, sondern muss sie installativ begreifen. Dann nämlich wird deutlich, dass Schmidts Werke Abstraktes und Gegenständliches, Autonomes und Referenzielles zueinander führt. Seine Werke suchen nicht den Bruch, sondern die Verschmelzung. Dadurch lassen sich Schmidts Werke auf mehreren Ebenen lesen. Zum einen ist der Vergleich von Vorbild und eigener Interpretation reizvoll, da er den Blick auf das vermeintlich bekannte schärft. Normalerweise würden wir die Werke auf die sich der Künstler bezieht, inhaltlich betrachten. Jetzt können wir uns auf seine Farbstimmung konzentrieren und dabei neue Erkenntnisse gewinnen: Das Entdecken einzelner Farbwerte im Ausgangswerk, die vorher nicht beachtet wurden oder die Feststellung, dass die Gesamtheit der Farben wesentlich kühler oder wesentlich wärmer erscheinen als noch zuvor angenommen usw. Die im Subtext mitschwingende Referenz an künstlerische Innovationen des 20. Jahrhunderts ist ebenfalls ein lesbarer Aspekt, ebenso wie die eigene Interpretation der präsentierten Farbstreifen. Indem er seine Vorbilder nicht verbirgt, sondern sie offen präsentiert, kann sich Schmidt auch derer Inhalte bedienen und sie, ohne dies verbal oder malerisch kommentieren zu müssen, als (nun) geöffnete Kunstwerke in den Raum stellen.
Von Nahem betrachtet überwältigen die Streifenbilder aufgrund der ungebrochenen Intensität der Farben und der Strenge ihrer Linien.
Bisweilen werden aus den unterschiedlich hellen und dunklen Farbstreifen dreidimensionaler Gebilde, die in der horizontalen Ausgerichtetheit der Bilder an Landschaften erinnern. Bei eindringlicher Betrachtung beginnen die Werke in Schwingungen zu geraten, sich nach vorne oder nach hinten auszudehnen scheinen.
So vermischen sich bei der distanzierten Betrachtung die Streifen zu einem irritierenden Farbenspiel, das sich mit der kleinsten Bewegung des Betrachters verändert, verschwimmt und sich dem festen Blick zu entziehen versucht.
Jan-Ulrich Schmidt kombiniert in seiner Kunst, mechanische und handwerkliche Technik, Geist und Geschick, Auge und Verstand und übersetzt die gegenständliche Malerei in eine neue ungegenständliche und unglaublich ausdrucksstarke Form.
1976 geboren in Bad Homburg (Germany), lebt und arbeitet in Zürich
Ausbildung
Studium an der Akademie für Bildende Künste Mainz, Hochschule für Gestaltung Offenbach und Kunsthochschule Kassel 1999-2008 in der Klasse Spacek für Fotografie, Klasse Nierhoff für Bildhauerei, Klasse Berning für Malerei
2008 | Examen Malerei, Klasse Berning Examensstipendium der Universität Mainz |
2004 | Meisterschüler von Prof. Ansgar Nierhoff |
2004 | Diplom Bildhauerei / Skulptur Diplomstipendium der Universität Mainz, Stipendium der Stadt Wiesbaden |
Lehre
2017/18 | Lehrauftrag an der Universität Giessen |
seit 2018 | Lehrauftrag an der Universität Frankfurt am Main |
2020 | Lehrauftrag an der Freien Kunstakademie Frankfurt am Main |
2020 | "transforming taste", Atelierfrankfurt, Frankfurt am Main "curated by... Erhard Witzel", Galerie Renate Bender, München "Das goldene Zeitalter", Galerie Dora Ostrovsky, Frankfurt |
2019 | "Sommergäste III", Ausstellungshalle 1a, Frankfurt am Main Inspiration Meisterwerk, Museum Villa Rot Kurze Nacht der Galerien und Museen, Wiesbaden Archiv der Anonymen Zeichner, Kunsthaus Kannen |
2018 | "Roter Salon", Museum Villa Rot "5. Internationaler André Evard-Preis", Kunsthalle Messmer Art Exklusiv, Viersen "Auftakt", Berlin weekly, Berlin |
2017 | "Auf Einladung", Villa Claudia, Forum für aktuelle Kunst, Feldkirch (Österreich) |
2016 | "Der Kern", Neuer Kunstverein Gießen (E) "Vom Zeigen und Verbergen“ Quadrart Dornbirn in Kooperation mit dem Vorarlberg Museum, Bregenz "anonyme Zeichner", Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim am Main, veranstaltet von Kunstverein Rüsselsheim |
2015 | "anonyme Zeichner", Galerie GEYSO20, Braunschweig; Galerie artq13, Rom; Kunstverein Tiergarten, Berlin |
2014 | "WHAT ́S THE F**K" AtelierFrankfurt, Theaterstück "Nipple Jesus" von Nick Hornby, gespielt von Carlos Garcia Piedra vor Arbeiten von Jan-Ulrich Schmidt (E) FAT- AtelierFrankfurt, Raum 304 (E) "Obsession", QuadrART - Ort zeitgenössischer Kunst, Dornbirn (Österreich) |
2013 | "Tierstücke - der Sammlung SOR Rusche" - Museum Abtei Liesborn, Wadersloh |
2011 | "Leistungsschau" Kunsthalle am Hamburger Platz, Berlin "Jagdsaison", Gloria, Berlin |
2010 | "german artists" Markus Stein vs Jan-Ulrich Schmidt C.Rockefeller Artcenter, New York "something old, something new, something borrowed, something blue / Kunstlicht 6" Kunsthalle m3, Berlin "10x10", Kunstverein Siegen |
2009 | art KARLSRUHE 2009, Karlsruhe "Company", Galerie Witzel, Wiesbaden (E) |
2008 | "Unter Tausend", Galerie Witzel, Wiesbaden "Zwischenstand", Kunstverein Stuttgart "Gipfeltreffen", Kommunale Galerie Mörfelden "Emy Roeder - Preis", Kunstverein Ludwigshafen |
1976 geboren in Bad Homburg (Germany), lebt und arbeitet in Zürich
Ausbildung
Studium an der Akademie für Bildende Künste Mainz, Hochschule für Gestaltung Offenbach und Kunsthochschule Kassel 1999-2008 in der Klasse Spacek für Fotografie, Klasse Nierhoff für Bildhauerei, Klasse Berning für Malerei
2008 | Examen Malerei, Klasse Berning Examensstipendium der Universität Mainz |
2004 | Meisterschüler von Prof. Ansgar Nierhoff |
2004 | Diplom Bildhauerei / Skulptur Diplomstipendium der Universität Mainz, Stipendium der Stadt Wiesbaden |
Lehre
2017/18 | Lehrauftrag an der Universität Giessen |
ab 2018 | Lehrauftrag an der Universität Frankfurt am Main |
2020 | Lehrauftrag an der Freien Kunstakademie Frankfurt am Main |
2020 | "transforming taste", Atelierfrankfurt, Frankfurt a.M. "curated by... Erhard Witzel", Galerie Renate Bender, München "Das goldene Zeitalter", Galerie Dora Ostrovsky, Frankfurt a.M. |
2019 | "Sommergäste III", Ausstellungshalle 1a, Frankfurt a.M. Inspiration Meisterwerk, Museum Villa Rot Kurze Nacht der Galerien und Museen, Wiesbaden Archiv der Anonymen Zeichner, Kunsthaus Kannen |
2018 | "Roter Salon", Museum Villa Rot "5. Internationaler André Evard-Preis", Kunsthalle Messmer Art Exklusiv, Viersen "Auftakt", Berlin weekly, Berlin |
2017 | "Auf Einladung", Villa Claudia, Forum für aktuelle Kunst, Feldkirch (Österreich) |
2016 | "Der Kern", Neuer Kunstverein Gießen (E) "Vom Zeigen und Verbergen“ Quadrart Dornbirn in Kooperation mit dem Vorarlberg Museum, Bregenz "anonyme Zeichner", Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim am Main, veranstaltet von Kunstverein Rüsselsheim |
2015 | "anonyme Zeichner", Galerie GEYSO20, Braunschweig; Galerie artq13, Rom; Kunstverein Tiergarten, Berlin |
2014 | "WHAT ́S THE F**K" AtelierFrankfurt, Theaterstück "Nipple Jesus" von Nick Hornby, gespielt von Carlos Garcia Piedra vor Arbeiten von Jan-Ulrich Schmidt (E) FAT- AtelierFrankfurt, Raum 304 (E) "Obsession", QuadrART - Ort zeitgenössischer Kunst, Dornbirn (Österreich) |
2013 | "Tierstücke - der Sammlung SOR Rusche" - Museum Abtei Liesborn, Wadersloh |
2011 | "Leistungsschau" Kunsthalle am Hamburger Platz, Berlin "Jagdsaison", Gloria, Berlin |
2010 | "german artists" Markus Stein vs Jan-Ulrich Schmidt C.Rockefeller Artcenter, New York "something old, something new, something borrowed, something blue / Kunstlicht 6" Kunsthalle m3, Berlin "10x10", Kunstverein Siegen |
2009 | art KARLSRUHE 2009, Karlsruhe "Company", Galerie Witzel, Wiesbaden (E) |
2008 | "Unter Tausend", Galerie Witzel, Wiesbaden "Zwischenstand", Kunstverein Stuttgart "Gipfeltreffen", Kommunale Galerie Mörfelden "Emy Roeder - Preis", Kunstverein Ludwigshafen |